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Sie kann, weil sie denkt, dass sie kann

In Abwesenheit der asiatischen Stars ist Olympiasiegerin Carolina Marín die große Favoritin im Damen-Einzel. Noch fehlen die SaarLorLux Open in der langen Liste ihrer Turniersiege. Das soll sich ändern.

Mittwoch, 28. Oktober 2020 

Mit Superlativen kennt sich Carolina Marín aus. 2016 avancierte die Spanierin zur ersten europäischen Olympiasiegerin im Badminton, ihre insgesamt drei Weltmeistertitel sind ebenfalls Rekord. Die zugegebenermaßen unbedeutende Bestmarke, die Marín nun bei den SaarLorLux Open aufstellte, dürfte ihr herzlich egal sein: Für den nie gefährdeten Auftaktsieg gegen die Bulgarin Hristomira Popovska benötigte sie nur 19 Minuten – schneller war in diesem Jahr noch kein Match entschieden.
Die amtierende Olympia-Siegerin unterstrich damit von Beginn an ihre Ambitionen in Saarbrücken, sie ist die große Favoritin. Nicht nur, weil Marín als Weltranglisten-Sechste die top-gesetzte Athletin des Turniers ist. Sondern auch, weil sich die 27-Jährige in blendender Verfassung befindet. „Ich bin in einer wirklich guten Form“, erklärte Marín nach ihrer Auftaktpartie, „außerdem habe ich gute Erinnerungen an das Turnier in Saarbrücken.“


Power-Oktober zwischen Amazon-Serie und Saarbrücken
Für Marín bilden die SaarLorLux Open den Abschluss ereignisreicher vier Wochen. Zunächst brillierte die ehemalige Nummer eins der Welt aber nicht auf dem Platz, sondern auf dem Bildschirm. In Spanien feierte die Amazon-Prime-Dokumentation „Puedo porque pienso que puedo“ Premiere. Die rund zweistündige Serie – benannt nach Maríns Mantra „Ich kann, weil ich denke, dass ich kann“ – läuft seit Anfang Oktober und handelt vor allem von der Zeit vor und nach Maríns Kreuzbandriss im Januar 2019.
In ihrem persönlichen Power-Oktober ist von der schweren Verletzung nichts mehr zu spüren. Vor zwei Wochen erreichte die Linkshänderin das Finale der Denmark Open. Obendrein erschien in der vergangenen Woche ihr zweites Buch – namensgleich mit der Dokumentation, ergänzt um den fast magischen Untertitel „Das Geheimnis einer Meisterin“.

Marín in bester Manier: Beschwerde über die Bälle

Noch ohne große Zauberei, dafür unfassbar souverän war Maríns bisheriger Auftritt in der Saarlandhalle. Mit stählernem Blick, eiskaltem Spiel und einem eindeutigen Ziel vor Augen: „Ich will das Turnier gewinnen – klar!“, erklärte sie. Gegen Popovska war die andalusische Mental-Kämpferin 19 Minuten lang voll im Tunnel. Allerdings ungewohnt ruhig, auch Rücksprache mit ihrem dänischen Betreuer Anders Thomsen fand nur selten statt. Für gewöhnlich hört man Marín in der Halle, sie feiert jeden Punkt – zum Missfallen ihrer Gegner auch bei deren Fehlern.
In Saarbrücken plauderte Marín eine andere Randnotiz aus, die die polarisierende Wirkung der Linkshänderin unterstrich: Die Spanierin störten die schnellen Bälle. „Ich habe von anderen Spielern gehört, die damit große Probleme hatten. Deswegen habe ich vor meinem Spiel den Schiedsrichter gefragt, ob man das Tempo der Bälle nicht verringern kann“, gab sie zu. Mit den dann leicht geknickten Federn kam Marín augenscheinlich bestens zurecht. Popovska hatte beim 21:9 und 21:6 keine Chance. In der zweiten Runde trifft Marín nun auf die Deutsche Fabienne Deprez.
In Saarbrücken hat Marín im Übrigen noch nicht gewonnen. Bei ihren bisherigen Teilnahmen 2012 und 2014 erreichte sie jeweils das Halbfinale. Auf der anderen Seite hatten die SaarLorLux Open noch keinen spanischen Sieger. Es sind die nächsten beiden Rekorde, hinter denen Marín herjagt.

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