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Ein außergewöhnliches Doppel

Eineinhalb Jahre nach seinem Karriereende feierte die dänische Badminton-Legende Mathias Boe in Saarbrücken den Rücktritt vom Rücktritt – noch dazu mit einem Partner, der zwar 37 Jahre alt ist, jedoch noch nie ein BWF-Turnier bestritten hat. Netzroller klärt auf, was hinter diesem speziellen Männer-Doppel bei den HYLO Open steckt.

Der ehemalige Vize-Weltmeister Boe ist mittlerweile 41 Jahre alt, auf dem Court kann er trotzdem noch immer mithalten. Dies bewies er am gestrigen Mittwoch bei seinem Auftritt gegen die Engländer Callum Hemming und Steven Stallwood. Dabei hatte der ehemalige Weltklasse-Spieler seine aktive Karriere im April 2020 bereits beendet, trainierte anschließend das indische Herren-Doppel Rankireddy/Shetty, das im Sommer bei den Olympischen Spielen in Tokio antrat. Der Schritt nach Fernost schien logisch, ist Boe doch seit einiger Zeit mit der bekannten indischen Schauspielerin Taapsee Pannu zusammen. Das gefeierte Pärchen tritt gemeinsam unter anderem als Unterstützer der Wohltätigkeitsorganisation Nanhi Kali in Erscheinung.

Bei Nanhi Kali handelt es sich um ein Bildungsprogramm für nicht-privilegierte Mädchen in Indien. Auch der Kampf gegen Kinderheirat und Kinderarbeit ist ein großes Anliegen der Organisation. 100 Mädchen in ländlichen Regionen Indiens werden vom Badminton-Star und der Schauspielerin unterstützt. Über diesen Weg entstand auch der Kontakt zu Boes jetzigem Doppelpartner Michael Sarfelt.

„Badminton-Freak“ betritt den Court

Der 37-Jährige ist mehr Geschäftsmann denn Badminton-Star. Für eine Profi-Karriere reichte es nicht, obwohl der Däne schon als Fünfjähriger in den Bann der Sportart gezogen wurde. Als „einer der größten Badminton-Freaks“, wie Boe ihn beschreibt, dann die Chance bekam, mit einem olympischen Silbermedaillengewinner auf dem Court zu stehen, musste er nicht lange zögern.

Die simple Vereinbarung: Spendet Sarfelt an die Organisation Nanhi Kali, meldet Boe das Duo für die Denmark Open. Gesagt, getan. Allerdings verpasste das Doppel in Odense den Sprung ins Hauptfeld. Besser lief es in Saarbrücken, Boe feierte hier sein Comeback, Sarfelt sein Debüt auf der internationalen Bühne.

„Es war eine einmalige Erfahrung und eine große Ehre für mich. Das muss ich erst einmal sacken lassen“, gestand Sarfelt nach dem Erstrunden-Match gegen die jungen Briten Hemming/Stallwood: „Ich hätte auch ohne die Teilnahme bei einem BWF-Turnier an Mathias‘ Charity gespendet. Mir ist es wichtiger, Menschen etwas zurückzugeben, ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen.“ Als Bonbon trat das Duo dann doch noch ins Rampenlicht.

Boe widerspricht Kritikern

Vor allem in Dänemark erfuhr das Doppel der besonderen Art viel mediale Aufmerksamkeit. Eine Wiederholung des „Danish Duos“ wird es trotz großer positiver Resonanz allerdings nicht geben. Dies liegt nicht zuletzt an einigen kritischen Stimmen, die monieren, Boe und Sarfelt nähmen sportlich ambitionierten Spielern einen Platz im Hauptfeld weg.

Sie hätten lediglich ein Schlupfloch der BWF genutzt, widerspricht Boe: „Für mich war es eine tolle Erfahrung, wieder auf dem Platz zu stehen. Für Michael ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Und mit der Aktion unterstützen wir Mädchen in Indien. Dieser Kreis ist geschlossen. Das war einmalig.“

Einmalig bei den Hylo Open 2021 war es in jedem Fall. Gegen Hemming/Stallwood schlugen sich die Dänen passabel, schieden aber mit 6:21 und 17:21 aus. Doch das Sportliche stand bei diesem zweifelsfrei außergewöhnlichen Doppel ohnehin im Hintergrund.